Professor Dr. Alfons Lemper (Profil)


Profil: Professor Dr. Alfons Lemper

Geb. am 28.01.1934, Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Münster, Promotion (1961), Habilitation an der Universität Münster (1972). Seit 1977 an der Universität Bremen, davor 1961 - 1966 Industriepraxis, 1966 bis 1977 im Deutschen Überseeinstitut in Hamburg, zuletzt tätig als wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Allgemeine Überseeforschung, Lehrstuhl für VWL und Internationale Wirtschaftsbeziehungen, mit dem Schwerpunkt Handelstheorie und Handelspolitik; Sprecher des IWIM (1995 - 1996), 1996 - 1998 Sprecher des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen, Emeritierung  im Oktober 1998.

 

In Memoriam
Professor Dr. Alfons Lemper

Wir trauern um unseren geschätzten Kollegen Alfons Lemper, der am 19. 11. 2013 verstorben ist. Durch Eigenschaften wie Umsicht, Weitblick, Toleranz, Bodenständigkeit, Gelassenheit, Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen und die Fähigkeit zum Zuhören und zum Ausgleich von Interessen und Positionen hat Alfons Lemper einen großen prägenden Einfluss gehabt. 

Der Westfale Professor Lemper wurde am 28. 1. 1934 in Glandorf bei Osnabrück geboren. Er studierte und promovierte in Münster. Er war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und später auch einige Jahre in der Privatwirtschaft. Es zog ihn aber zurück in die Wissenschaft. 1966 wechselte er an das Deutsche Übersee-Institut, ein Vorläufer-Institut des GIGA Hamburg. Am Deutschen Übersee-Institut übernahm er 1972 dann auch die Leitung. Seit 1977 und bis Oktober 1998 ist Alfons Lemper als Professor an der Universität Bremen im Bereich Internationale Wirtschaftsbeziehungen tätig gewesen. Gemeinsam mit den Kollegen Axel Sell und Karl Wohlmuth baute er das universitäre Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management (IWIM) auf und konnte bis zur Pensionierung die Entwicklung des IWIM entscheidend beeinflussen. Als Fachbereichssprecher übernahm er auch Verantwortung für den gesamten Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, um den Konsolidierungsprozess der Wirtschaftswissenschaften in Bremen voranzubringen. 

Sehr beeinflusst wurde Alfons Lemper in seiner wissenschaftlichen Arbeit durch den Münsteraner Professor Andreas Predöhl. So begriff auch Alfons Lemper die Weltwirtschaft als einen dynamischen Prozess, in dem durch das Wirken des internationalen Wettbewerbs ständig volkswirtschaftliche Ressourcen geschaffen werden. In einer dynamischen Weltwirtschaft komme es kontinuierlich zu Positionsverschiebungen; neue Akteure treten auf, neue Märkte entstehen, und neue Chancen können genutzt werden. Aber auch die Gefahr des Abstiegs von Volkswirtschaften und ökonomischen Regionen droht, wenn wirtschaftspolitische Fehler gemacht werden und wenn Chancen im internationalen Wettbewerb nicht genutzt werden. Sein Interesse galt daher – neben der Triade Europa, USA und Japan - auch den aufkommenden Volkswirtschaften in Asien (wie China und Indien) und in Lateinamerika (wie Brasilien). 

Seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Kritik der neoklassischen Außenwirtschaftstheorie haben ihn in Fachkreisen sehr bekannt gemacht. In seinem Hauptwerk „Handel in einer dynamischen Weltwirtschaft“ von 1974 liefert Professor Lemper „Ansatzpunkte für eine Neuorientierung der Außenhandelstheorie“; entwicklungsdynamische Momente spielen dabei eine entscheidende Rolle. Regionale Entwicklungsprozesse in Europa, Asien und Amerika interessierten ihn unter dem Gesichtspunkt der raumwirtschaftlichen Dynamik und mit Blick auf die Verschiebung von Wettbewerbspositionen. Sein Credo: Die Entwicklungsprozesse bestimmen die Welthandelsströme und die neuen Wachstumspole in der Weltwirtschaft bestimmen die Weltwirtschaftsordnung. Die Unternehmen sind dabei die entscheidenden Akteure im Entwicklungsprozess. Diese „Ansatzpunkte für eine Neuorientierung der Außenhandelstheorie“ von Professor Lemper haben bis heute Relevanz. Er hat vor anderen Ökonomen die raumwirtschaftlichen Verschiebungen in der Weltwirtschaft theoretisch beleuchtet und empirisch überprüft. Die neue Geographie des Welthandels und der Weltwirtschaft hat er als Forschungsaufgabe immer im Blick gehabt.

Von seinen Studierenden wurde Professor Lemper sehr geschätzt; sie kamen in Scharen in seine Lehrveranstaltungen. Auch für seine Lehrprojekte und Vorlesungen wählte Professor Lemper immer Themen, die es ihm ermöglichten, den Studierenden eine auch praxisrelevante Wirtschaftswissenschaft zu vermitteln, die Entscheidungs- und Orientierungshilfe gibt. 

Seine Kollegen, seine früheren Mitarbeiter und viele ehemalige Studierende trauern um ihn. Wir werden ihn nicht vergessen.

 

Forschungsbereiche:
  • Analyse weltwirtschaftlicher Entwicklungsprozesse sowie eine zeitgemäße Formulierung der Handelstheorie und der Theorie der wirtschaftlichen Integration, nicht zuletzt im Hinblick auf die Problematik der Globalisierung
  • Im Zusammenhang damit auch befaßt mit den Problemen spezieller Entwicklungsländer, wie Indien und Brasilien, sowie mit den Problemen der osteuropäischen Transformationsländer.
  • Regionaltheoretische und regionalpolitische Probleme, insbesondere der Region Bremen.
Herausgeber (Periodika):
  • Berichte des Weltwirtschaftlichen Colloquiums der Universität Bremen (Mitherausgeber seit 1984)
  • Reihe "Studien der Bremer Gesellschaft für Wirtschaftsforschung e.V." im Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u.a. (Mitherausgeber seit 1990)
  • Materialien des Universitätsschwerpunktes "Internationale Wirtschaftsbeziehungen und Internationales Management" (Mitherausgeber seit 1991)
  • Reihe "Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management" im Lit-Verlag, Münster und Hamburg (Mitherausgeber seit 1993)
Mitgliedschaften:
  • Mitglied der List-Gesellschaft
  • Mitglied des Vorstandes der Bremer Gesellschaft für Wirtschaftsforschung e.V. (Geschäftsführer)
  • Mitglied des Erweiterten Vorstandes der Internationalen Gesellschaft für Weltwirtschaft e.V., Berlin
Publikationen