Info Allgemein
In einem neuen Beitrag geht der Bremer Wirtschaftsprofessor und Sudanforscher auf die informellen Netzwerke ein, die Putin nutzt, um die Goldreserven Russlands aufzustocken und so die Sanktionen des Westens zum Teil zu kompensieren (vgl. die PDF: Putin-Sanktionen-8-2022). Für die Entwicklungspolitik gegenüber Afrika ergeben sich wichtige Schlussfolgerungen, insbesondere auch für die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union. Der Weser-Kurier aus Bremen hat eine Kurzfassung der Studie in der Papierausgabe vom 28. August 2022 auf der Seite 2 mit dem Titel „Putin finanziert Kriege über informelle Netzwerke“ veröffentlicht. Eine Online-Veröffentlichung zu dem Thema erfolgte am 27. August 2022; Zugang unter dem Link: https://www.weser-kurier.de/politik/ausland/putin-finanziert-seine-kriegsoperationen-ueber-informelle-netzwerke-doc7mhlaa9go1e9y7onnfx
Kurzfassung der wesentlichen Thesen:
Putin, die Sanktionen und das Gold Afrikas
Karl Wohlmuth, Universität Bremen
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun schon mehr als sechs Monate. Die Europäische Union ist dabei, ein siebentes Sanktionspaket zu schnüren. Doch Putin rühmt die Stärke der russischen Wirtschaft. Im Westen gibt es daher Zweifel an der Wirksamkeit der Sanktionen. Studien zeigen aber, dass Russland überaus wirksamen Sanktionen gegenübersteht. Der Propagandaapparat des Kremls zeichnet ein Bild der Wirtschaftsentwicklung, das durch umfassende Manipulation von Daten zustande kommt. Rosstat, die Statistikbehörde des Landes, wurde dem Propagandaapparat des Kremls eingegliedert. Daten über die Wirtschaftslage werden auf vielfältige Weise manipuliert, etwa durch Prognosen, die sich auf Ausgangsdaten aus den ersten Kriegstagen beziehen oder durch die selektive Präsentation von Datenreihen mit positiven Entwicklungstrends. Die sorgfältige Analyse der offiziellen Daten ergibt ein Bild, das bereits umfassende und auch unumkehrbare Wirkungen der Sanktionen zeigt.
Russland hat bereits wichtige Positionen auf den internationalen Rohstoffmärkten (vor allem bei Gas, Öl, und Kohle) verloren. Die Importabhängigkeit praktisch aller industrieller Wertschöpfungsketten von westlichen Inputs und Technologien bedeutet, dass die Produktionsverluste Russlands größer werden. Die Strategie der Importsubstitution ist schon gescheitert. Der Exodus von wesentlichen Teilen der russischen Produktionsbasis (Unternehmen, Kapital, und Talente) beschleunigt sich. Mehr als 1000 international operierende Unternehmen haben das Land verlassen. Die makroökonomische Politik kann weder die Inflationsbekämpfung noch die Strukturanpassung erreichen. Die Abkoppelung von den internationalen Finanzmärkten führt zu drastischen Veränderungen auf den heimischen Finanzmärkten, da eine lange Dauer des Krieges und eine stabile Sanktionsfront eingepreist werden. Die Sanktionspolitik des Westens ist effektiv, weil ein umfassender Strategieansatz dahintersteht. Expertengremien evaluieren die Wirksamkeit der Sanktionen.
Putin geht nicht von einem Zerbrechen des westlichen Sanktionssystems aus, sondern nutzt informelle Netzwerke, um seine Kriegsoperationen zu finanzieren. Kurz nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 hat er den Sudan als „Schlüssel nach Afrika“ ausgemacht, um ein Netzwerk des Goldschmuggels zur Umgehung der Wirkung von Sanktionen zu etablieren. Diese Netzwerke sollen helfen, die Goldreserven der russischen Zentralbank aufzustocken. Die „Gruppe Wagner“, verharmlosend als privates Söldner- und Militärunternehmen bezeichnet, ist nunmehr in 23 afrikanischen Ländern aktiv. Die Gruppe hat die Funktion, Militärregime zu stabilisieren und lokale Armeen auszurüsten; als Gegenleistung werden Russland illegale Einnahmen aus der Überwachung von Bergbauaktivitäten und Anteile aus dem Schmuggel von hochwertigen Mineralien wie Gold zugesichert. Die „Gruppe Wagner“ hat im Sudan ein internationales Netz des Goldschmuggels etabliert; seit dem Putsch vom Oktober 2021 unterstützen die Spitzenmilitärs des Sudan ganz offen dieses „Geschäftsmodell“. Gold im Wert von Milliarden Dollars wird – vorbei an staatlichen sudanesischen Stellen und der Zentralbank - aus dem Land geschmuggelt. Dieses Geschäftsmodell wird auch in anderen afrikanischen Ländern praktiziert. Diese informellen Netzwerke sind für die Finanzierung des Ukrainekriegs und anderer Militäroperationen Russlands enorm wichtig geworden. Goldtransaktionen können durch Sanktionen wesentlich schwerer unterbunden werden. Die Sanktionen gegen die „Gruppe Wagner“ durch den Westen sind bisher wirkungslos geblieben.
Für eine neue globale Ordnung ergeben sich bedeutsame Herausforderungen. Bei drei Themen (Stabilisierung einer kooperativen und effektiven Sanktionspolitik bei Angriffskriegen, Ausgestaltung von Politiken für Reparationen und den Wiederaufbau zerstörter Regionen nach dem Ende von Angriffskriegen, Gestaltung einer neuen Sicherheitsarchitektur zur Verhinderung zukünftiger Angriffskriege und zur Vermeidung existenzieller globaler Gefährdungen) besteht offensichtlich ein immenser internationaler Handlungsbedarf. Der Weckruf des Aggressionskrieges von Russland gegen die Ukraine zeigt, dass neben der Klimakrise auch die Gefahren durch nichtprovozierte Angriffskriege neu zu bewerten sind, da die Existenz des Planeten Erde auf dem Spiel steht. Die Finanzierung von Angriffskriegen und Militäroperationen durch informelle Netzwerke und durch illegale Rohstofftransaktionen aus Entwicklungsregionen wie Afrika zeigt auch, dass die Stabilität des internationalen Finanzsystems neu austariert werden muss. Entwicklungsfeindliche „Geschäftsmodelle“, wie von der Gruppe Wagner in Afrika im Auftrag des Kremls praktiziert, wirken deutlich gegen alle 17 Nachhaltigkeitsziele, die 2015 vereinbart wurden.
Seit 1989 wird von Professor Dr. Karl Wohlmuth an der Universität Bremen mit Unterstützung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft das African Development Perspectives Yearbook herausgegeben. Die Herausgebergruppe hat nun für den Band 24 (2024/2025) das Thema „Fiskalische Kapazität und Ressourcenmobilisierung in Afrika – Neue Strategien und neue Instrumente“ festgelegt. Der Call for Papers (siehe die PDF) enthält alle wichtigen Angaben zu den Inhalten, zur Struktur und zum Zeitplan dieses Projekts.
Die fiskalischen Auswirkungen der multiplen globalen Krisen für Afrika werden analysiert
Die globalen Krisen (COVID-19, Störung der globalen Lieferketten, Klimakrise, Aggressionskrieg gegen die Ukraine, globale Energie- und Lebensmittelkrisen) haben erhebliche Auswirkungen auf die fiskalische Kapazität vieler Länder in Afrika. Die Steuereinnahmen stagnieren schon seit Jahren in Afrika und die Nicht-Steuer-Einnahmen vieler Staaten in Afrika (etwa aus Rohstoffrenten) sind sogar rückläufig. Globale Hilfen können die wachsende Finanzierungslücke nicht decken. Die fiskalische Kapazität kann aber durch diverse Interventionen des Staates um mindestens 10% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erhöht werden: durch die Mobilisierung von Steuereinnahmen und von Nicht-Steuereinnahmen des Staates, durch die Reduzierung von Steuerumgehung und Steuervermeidung, durch neue Verfahren der elektronischen Besteuerung, durch konsequente antizyklische Fiskalpolitiken, und durch eine effizientere Steuerverwaltung. Diese Aspekte sollen im Band 24 des Jahrbuchs in Länder-, Sektor-, Interessengruppen- und Unternehmensanalysen, aber auch in Literaturberichten und in analytisch-methodischen Aufsätzen zu neuen Politiken und Instrumenten diskutiert werden.
Forschungsprojekte des Fachbereichs und der internationalen Kooperationspartner werden einbezogen
Das African Development Perspectives Yearbook hat zwei konstituierende Prinzipien, die die Arbeit der Herausgeber leiten. Erstens werden Beispiele für erfolgreiche Politiken und Programme analysiert, um die Politik und die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) anzuregen, diese Erfolgsmodelle auch in anderen Ländern Afrikas umzusetzen. Zweitens wird jeder Beitrag mit einem Strategieteil abgeschlossen, um den Verantwortlichen für die Umsetzung von Politiken Hinweise zu geben wie Reformen erfolgreich durchgeführt werden können. Der Band 22 (für 2020/2021) über „Das Nachhaltigkeitsziel Neun (Infrastruktur, Innovation, Industrialisierung) und Afrikas Entwicklung“ ist im Vorjahr erschienen (vgl. unten das Foto des Covers von Band 22). Der Band 23 (für 2022/2023) über „Digitale Transformation, neue Geschäftsmöglichkeiten und Start-Ups in Afrika“ ist fertiggestellt und bereits in Druck. Prof. Dr. Jörg Freiling berichtet in diesem Band über eine Fallstudie und ein Forschungsprogramm zum Thema „Afrikas transnationale digitale Unternehmen/Unternehmer“. Der Kooperationspartner des Fachbereichs in Südafrika (University of the Free State) steuerte eine ganze Unit (mit fünf Beiträgen) über den Entwicklungsbeitrag des neuen universitären Digital Development Centre der Universität im Free State bei.
Cover des Bandes 22 (2020/2021) des African Development Perspectives Yearbook
Das African Development Perspectives Yearbook ist eine Peer-Review-Publikation und nun auch eine Open Access-Publikation
Wichtige Ergebnisse der Befragung von früheren Herausgebern und Autoren des Jahrbuchs führten zu wesentlichen Neuerungen in Format und Inhalt, die sich auch bereits im Band 23 finden. Die Festschrift “Thirty Years (1989 - 2019) of the African Development Perspectives Yearbook – Impacts on Policy Reforms in Africa” enthält gewichtige Beiträge von früheren Herausgebern und Autoren und auch Schlussfolgerungen des gegenwärtigen Herausgeberteams; vgl. zu der Veröffentlichung: Zugang zum Download: https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/4652, und als PDF: http://www.iwim.uni-bremen.de/files/dateien/1837_wohlmuth_festschrift_thirty_years_6_2020_2.pdf. Der erste Band des Jahrbuchs ist 1989 erschienen. Insbesondere für die entwicklungspolitische Diskussion über Afrika und für die politische Umsetzung der Reformen in Afrika sind die Ausgaben des Jahrbuchs von Bedeutung. Das Jahrbuch ist nun das führende englischsprachige Jahrbuch über Afrika in Deutschland.
In recent months, Professor Karl Wohlmuth was busy in various directions. He did various evaluations of research proposals for the Alexander von Humboldt Foundation, specifically for the Georg Forster Research Fellowship Programmes for Experienced Researchers and for the Visiting Research Fellowship Programme of the Centre of African Studies, University of Cambridge, UK, beside of routine evaluations of incoming articles and research proposals. As he was himself a scientific supervisor of Alexander von Humboldt/Georg Forster senior research fellows, he knows the character of these very competitive applications quite well.
Professor Karl Wohlmuth was also involved as an expert in a quite interesting teaching project. His duty was it to give his expert opinion on Kenya in the year 2045. It was the task to review the current situation of Kenya and to give a prognosis about the major trends for Kenya up to the year 2045. It was interesting to learn from the task that Kenya is preparing not only for the digital age but also for managing the impacts of the climate crisis and the long-term effects of COVID-19. All this is done by reviewing and adapting the constitution and the planning procedures of Kenya, the local development and decentralization approaches for the counties in Kenya, and the whole institutional infrastructure of the country so that a knowledge society and a participatory society can emerge in Kenya.
A highlight of the work was the release of volume 22 of the African Development Perspectives Yearbook for the years 2020/2021 on the theme ”Sustainable Development Goal Nine - Challenges and Opportunities”. This Open Access Publication was received with great expectations and huge interest by policymakers in Africa, as it is one of the few publications for giving concrete examples how SDG 9 (on industry, innovation, and infrastructure) can be promoted in Africa. The recommendations worked out from the authors of the Festschrift “30 Years Anniversary of the African Development Perspectives Yearbook (1989 – 2019)” were already taken up and considered in the new issue. Also, the Research Group on African Development Perspectives Bremen did now mostly finalize volume 23 (for 2022/2023) of the Yearbook with the theme “Business Opportunities, Start-ups and Digital Transformation in Africa”. It was a good opportunity to share experiences with so many guest editors, authors, reviewers, and other contributors. The volume is composed of four Units (Parts) and gives new insights on digital transformation, digital entrepreneurship, and new business opportunities arising in this context. There is also a strong Unit with Book Reviews and Book Notes on publications along the theme. The volume is based on country cases and on analytical surveys. The Editorial Committee for the Yearbook has already decided about the focus of volume 24 (for 2024). The title will be: “Fiscal Capacity and Resource Mobilization in Africa - New Strategies and New Instruments”. Covid-19 and the need of financing for mitigating and adapting to the climate crisis have revealed the importance of new strategies for domestic resource mobilization in Africa and of getting to new long-term global financing mechanisms for Africa’s restructuring and development processes.
On Sudan Studies, Professor Karl Wohlmuth has published two essays to highlight for an international Handbook on Near and Middle East Studies the country cases of “Sudan” and “South Sudan”. It was done in an interdisciplinary manner, covering culture, geography, history, economy, and politics of the two countries. There was also an intensified co-operation with Professor Samia Nour, University of Khartoum, Sudan on “COVID-19 and impacts on households and firms in Sudan” and on the “End of the <Sudanese Revolution> on 25 October 2021 after breaking with the regime of Al-Bashir in April 2019 after 30 years”. Professor Wohlmuth did prepare a note for the international press about the event.
New publications were done on the theme of “Comparing Waste Management Policies of Nigeria and Germany – What can the two countries learn from each other” (written together with Professor Reuben A. Alabi from Ambrose Alli University, Ekpoma, Nigeria). A deep analysis resulted which found interest in both countries. The authors have followed for the two countries the same system of classification for the waste management actions and policies which were discussed. Also, a blog was written about the Aggression War by Russia on the Ukraine and what this means for future academic cooperation (together with Professor Axel Sell). The Faculty of Economics and Business Studies of the University of Bremen and IWIM (Institute for World Economics and International Management) had and still has impressive co-operations with universities in the Ukraine.
Professor Wohlmuth did lecture at a conference in Bremen by Development NGOs about “Lessons from the Corona and the Economic Crisis for the African Continent”. The presentation did outline the major twelve (12) lessons which should be considered by policymakers and donors, and definitely also by the community of development researchers. The conference did compare country cases of Africa with country cases of Latin America, but considered also more general issues of the global health crisis and the health crisis in the Global South. A blog was written on the twelve (12) lessons for Africa by Professor Karl Wohlmuth on these issues (in German).
Professor Wohlmuth did participate at numerous other Zoom scientific conferences and launches of new publications. Launches of new studies, presentations of new OECD studies, and workshops on current political, developmental and economic issues show the advantages of virtual meetings. This format may be a good addition to other forms of meetings and presentations (also for Post-COVID times).
At the occasion of the celebration of the “Anniversary after 50 Years of the University of Bremen (1971 - 2021)” Professor Wohlmuth has also contributed to the Festschrift prepared by the Faculty of Economics and Business Studies of the University of Bremen. He was one of the first professors appointed in 1971 for the research and teaching field of “Comparative Economic Systems”. There was a huge programme placed for the year 2021 to celebrate the anniversary in the City of Bremen and at the Campus. The University of Bremen started in 1971 with various interesting and highly important experiments (interdisciplinary research and teaching, orientation towards practical application of theoretical reasoning, fair participation of all stakeholders at the university, strong focus on Third World issues, teaching the understanding of the evolution of the current socio-economic system in all faculties, and new forms of organizing the university through collective and participatory meetings and decision-making).
Professor Samia Nour from the Economics Faculty of the Khartoum University in Sudan has done important research on the economic impacts of COVID-19 in her country. Her report “The Impact of COVID-19 on Households and Firms in the MENA Region: the case of Sudan” is part of an ERF (Economic Research Forum) Research Project: “The Impact of COVID-19 on Households and Firms in the MENA Region”, and it allows comparative analyses for MENA Region countries. Professor Nour supports the Sudan Studies at Bremen and is Book Reviews and Book Notes Editor of the African Development Perspectives Yearbook. Professor Nour will provide for a short Policy Brief version of the study for the SERG Discussion Papers at IWIM.
Professor Samia Nour writes about the content of her study (see the full study for download: Sudan Final Revised Draft – The Impact of COVID-19): “This paper discusses the impacts of COVID-19 on households and firms in Sudan as a case study of the MENA countries. The research applies descriptive and comparative approaches and uses new primary data obtained from the ERF (Economic Research Forum) COVID-19 MENA Monitor Household Survey (2021) and from the World Bank and Sudan Central Bureau of Statistics High Frequency Survey on COVID-19 (2020). Our results with data from the World Bank Survey on COVID-19 (2020) show the impact of COVID-19 on the employment status that appears from the loss of jobs for the majority and nearly two thirds of households during June – July 2020. We explain that the main reason for the households‘ loss of jobs, additional unemployment, and even the change of jobs was because of business / government closures due to coronavirus legal restrictions. The impact of COVID-19 also appears from the loss of payments for nearly a fifth of households, the loss of partial payment for nearly half of households, and the loss and the reduction of households‘ means of livelihood or sources of income since mid-March 2020 from non-farm family business, income from properties, investments or savings, and income from family farming, livestock or fishing. The impact of COVID-19 on micro, small and medium size enterprises appears to result from temporary or permanent closures of establishments, from substantial decreases in sales, or from stagnation in sales.
Our results from the ERF COVID-19 MENA Monitor Survey data (2021) show the impacts of COVID-19 on the labour market and on the working conditions that appear to result from the increase in temporary or permanent layoffs/suspension of workers, reduced working hours, reduced wage payments, and delays in wage payment for workers in Sudan between April 2021 and August 2021. These results are consistent with the results of other MENA countries. Between April 2021 and August 2021 the delay in wage payments has more than doubled; the temporary layoffs/suspension of workers have increased from nearly a tenth in April 2021 to nearly a fifth in August 2021. In August 2021, the employment status of workers in business indicates temporary layoffs/suspension of workers for nearly a fifth of the workers, while permanent layoffs/suspension of workers had reached nearly a tenth of the workers, and the delays and changes in wage payments had accounted for nearly a quarter of the workers.
Attainment of social insurance decreased from nearly a third of all households in April 2021 compared to nearly a quarter of all households in August 2021. Our results concerning the temporary or permanent closures of business due to factors related to COVID-19, the reduction in business working hours, the challenges facing businesses due to loss in demand, and the declining access to customers due to mobility restrictions in Sudan are consistent with the results across other MENA countries. From policy perspectives our findings indicate that the most common types of support in Sudan were business loans, salary subsidies, and reduced/delayed payment of taxes; these results are also consistent with the results in other MENA countries. Our findings regarding the limited provision of social protection (social insurance) and regarding the importance of supporting social protection for workers in Sudan are consistent with the findings in the other MENA countries. The major policy recommendation is for increasing government support to manage COVID-19 economic and social impacts on workers in Sudan.”
The reports on the impacts of COVID-19 and the following other reports on education, digital transformation, and technological capabilities written by Professor Samia Nour were relevant for policymakers in Sudan and in other MENA Region countries:
1. The United Nations Educational, Scientific And Cultural Organization (UNESCO), UNESCO Regional Bureau for Sciences in the Arab States, Consultancy Research Report “Issues of inclusion and capabilities for establishing the knowledge societies and the potential role of open science in the Arab States”, UNESCO Cairo, Egypt, (July – November 2021) (in Arabic).
2. The Islamic World Educational, Scientific and Cultural Organization (ICESCO), Consultancy Research Report “Innovation and Technological Aspects in the Islamic World”, Chapter 3 in: ICESCO, “The Possible Futures of the Islamic World in the fields of Education, Sciences, Culture and Technologies”, ICESCO, Rabat, Morocco (April – November 2021).
3. Economic Research Forum (ERF) for Arab countries and Turkey, Research Project in collaboration with South-South Global Thinkers – A Global Coalition of Think Tank Networks for South-South Cooperation (SSC), Dubai International Financial Centre (DIFC), “South-South Cooperation - Technology and Digital Transformation in the Arab Countries”, The Economic Research Forum (ERF) for the Arab countries and Turkey (ERF), Cairo, Egypt (July 2021- January 2022).
4. Economic Research Forum (ERF) for Arab countries and Turkey and the Agence Française de Développement (AFD) Programme Joint Research Project, “The Impact of COVID-19 on Households and Firms in the MENA Region: the case of Sudan”, The Economic Research Forum (ERF) for the Arab countries and Turkey (March 2021– January 2022).
5. Economic Research Forum (ERF) for Arab countries and Turkey and International Labour Organization (ILO), “Second Report on Jobs and Growth in North Africa: the Impact of COVID-19 in North Africa: Sudan Country Chapter (2022)”, Advancing the Decent Work Agenda in North Africa (ADWA) (August 2021 – February 2022), as the part of the ERF-ILO ADWA Project (2020-2023). (Co-authors: Caroline Krafft, Samia Mohamed Nour, and Ebaidalla Mahjoub).
6. Economic Research Forum (ERF) for Arab countries and Turkey and International Labour Organization (ILO), “First Report on Jobs and Growth in North Africa: Sudan Country Chapter (2020)”, Advancing the Decent Work Agenda in North Africa (ADWA) (April 2020 – August 2021), as part of the ERF-ILO ADWA Project (2020-2023). (Co-authors: Ebaidalla Mahjoub and Samia Mohamed Nour).
Links to important partners of these projects:
ERF/Economic Research Forum for Arab countries and Turkey: https://erf.org.eg/
ADWA/Advancing the Decent Work Agenda in North Africa: https://www.ilo.org/africa/technical-cooperation/WCMS_673349/lang--en/index.htm
ICESCO/Islamic World Educational, Scientific and Cultural Organization: https://www.icesco.org/en/
AFD/Agence Française de Développement: https://www.afd.fr/fr
SERG Discussion Papers at IWIM: http://www.iwim.uni-bremen.de/sudan_economy_research_group/
It is good news that volume 23 (2022/2023) of the African Development Perspectives Yearbook is now finalized by the editors of the forthcoming yearbook. The title is “Business Opportunities, Start-ups and Digital Transformation in Africa”. The theme for volume 23 (2022/2023) is related to the ongoing global digital transformation, with impacts on productive sectors, entrepreneurs, households, and the society also in Africa. African countries are quite differently advancing in the process of digital transformation, as some African countries are even leading in this process by presenting digital solutions to current problems as we could see in the COVID-19 crisis, while others lag behind. The COVID-19 crisis has revealed that health systems, education systems, government structures, financial services firms, and manufacturing processes in industry are impacted by the digital transformation. Digital platforms give access to medical innovations, give information about lockdown modalities and hygiene advice, and provide for local availability of personal health protection utensils so that also those living in remote rural areas and in semi-urban areas can be reached. Those who are working in informal sector occupations get also access to digital media and to digital technologies. The Fourth Industrial Revolution (4IR) technologies are widely spread in economic sectors of Africa. Digital entrepreneurship is playing an increasing role, and the number of start-ups is increasing in Africa. Some start-ups move along their lifecycle (establishing, consolidating, growing, and internationalizing); when they are growing, they become attractive partners of established firms. In some manufacturing sub-sectors of Africa we see a process of “repurposing” of industries towards producing basic goods for protecting people from COVID-19 and for supplying instruments to assist infected patients in hospitals and in care. It is obvious that the business opportunities in Africa are increasing in many directions with the spread of digital technologies; the country cases in this volume are of great interest in this context.
Volume 23 (2022/2023) will have four Units (so we call the various parts of the volumes). The forthcoming volume benefitted from guest editors and editors who selected from the great number of proposed contributions the most appropriate ones, decided upon after a rigorous review process. As the African Development Perspectives Yearbook is now an Open Access publication, it is policy to step up the review process to highest international standards. The African Development Perspectives Yearbook is now the most important English-language annual publication on Africa in Germany, and the publication is of increasing interest for African policymakers as the inclusive and sustainable development strategies for Africa play a great role in all the Units and in all the Volumes. Unit 1 is on General Issues of Digital Transformation, Digital Entrepreneurship and Development of Business Opportunities. Unit 1 contains five essays: an essay on the interaction between productive capacities and digital transformation in Africa, an essay on “Silicon Valley” type-digital zones in Africa, an essay on Diaspora Digital Entrepreneurs in and from Africa, an essay on the role of the finance sector for digital transformation, and an essay on the digitalization of pharmaceutical industries and of health sectors in Africa. There is a country focus on Cameroon and Nigeria in Unit 1. Unit 2 is on Digital Entrepreneurship and Digital Transformation in West Africa, with four essays on case studies in Senegal, Ivory Coast, and Ghana. Focus is on digital start-ups and their environment and on business conglomerates which are growing by using 4IR technologies. It is the intention to analyse the new business opportunities and the opportunities for the growth of firms. It is of interest to study the competitive position of the start-ups and the small digital enterprises and as well the policy approaches of the governments to support such enterprises. Unit 3 is on South Africa, by focussing on the role of Digital Development Centres of Universities to support households and firms in their surroundings. Case studies in the four essays which are included in the Unit 3 relate to the digital support of small female food producers and to the role of digital twinning technologies for agriculture development, while the other two essays highlight issues for the upgrading of education and health sectors through digital technologies. Unit 4 is on Book Reviews and Book Notes, mainly related to new publications on Digital Transformation, Start-ups and Business Opportunities. These four Units give new insights into the spread of 4IR technologies over sectors, activities, countries, and regions through the creation of new enterprises and the digital mobilization of established firms in Africa, but the policy issues and the government actions towards digitalization have also a central role.
The Editorial Committee has decided about the title and the focus of volume 24 (2024). The volume will have the title “Fiscal Capacity and Resource Mobilization in Africa - New Strategies and New Instruments”. The COVID 19 crisis has impacted heavily on the macroeconomics of African countries - through lockdowns and isolations, but mainly through the interaction of detrimental supply and demand shocks. Important issues in relation to the theme of the planned volume are the following: The share of tax revenues to GDP in Africa is stagnating and the share of non-tax revenues to GDP is declining, volatile, and irregular; so there is need to arrange for a new strategy for taxation and for increasing non-tax revenues. As COVID 19 has increased the overall budget deficits of African countries and has created new debt problems in an environment of insufficient global debt servicing support measures, new national, regional and global strategies at resource mobilization are needed. The African Continental Free Trade Area (AfCFTA) will also have repercussions on the fiscal capacity, positive and negative ones; all this will depend on the type and speed of implementation of policy actions for the AfCFTA. Some social sectors, like health and education, but also infrastructure sectors, such as water and sanitation, transport infrastructure and logistics, will need more investment and will depend on appropriate fiscal space.
Various sub-sectors for the digital transformation (ICT and digital network infrastructure, public support for the spread of 4IR technologies) will need more investment and funds for operations and maintenance. Also, social safety nets for the poor and for neglected social groups have to be reviewed and extended, what can be better done with new digitalization instruments. The transformation of key economic sectors will also benefit from strategies to increase the fiscal capacity and to mobilize resources at all government levels. New foreign debt strategies and new approaches to generate global funds for key policy fields in Africa play a role. The fiscal capacity at sub-national levels is of interest as well as the fiscal capacity at the level of regional economic communities in Africa. Not only new strategies for increasing the fiscal capacity are requested urgently, but also new budget instruments for policy design, policy evaluation, policy monitoring, and policy implementation are needed.
An International Call for Papers for volume 24 (2024) will be released soon. It is expected that again guest editors will assist the volume editors from the Editorial Committee in the further work on the newly planned yearbook edition. Also numerous reviewers will help the editors to support the project.
Access to Information about the African Development Perspectives Yearbook: An Open Access Publication Project
http://www.iwim.uni-bremen.de/index.php?content=345&lng=de
http://www.iwim.uni-bremen.de/afrikanische_entwicklungsperspektiven_research_group_/
http://www.iwim.uni-bremen.de/index.php?content=340&lng=de
http://www.iwim.uni-bremen.de/index.php?content=341&lng=de
Access to Information about the Festschrift for the African Development Perspectives Yearbook (The 30 Years Anniversary - 1989-2019): The Festschrift contains a lot of recommendations for the future work of the African Development Perspectives Yearbook collaborators and partners.
Second Edition of the Festschrift:
https://media.suub.uni-bremen.de/bitstream/elib/4652/1/Wohlmuth-Festschrift.pdf
Festschrift of the Research Group on African Development Perspectives Bremen at the occasion of:
Thirty Years (1989 - 2019) of the African Development Perspectives Yearbook – Impacts on Policy Reforms in Africa
A Collection of Essays, Statements, and Commentaries by Editors, Contributors, Sponsors, and Supporters
Compiled by Professor Karl Wohlmuth, University of Bremen, Chief Editor of the Yearbook since 1989
First Edition November 2020, Second Edition January 2021
Deutschland ist auf der Suche nach einer neuen Rolle in den internationalen Beziehungen. Noch vor dem Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine haben viele Krisen und sich zuspitzende Problemlagen die Politik in Deutschland in Atem gehalten (die Zukunft der EU, die Reaktion auf Chinas Machtpolitik, die Klimakrise und die Energiewende, die Pandemie und die globalen Lieferketten, die Bundeswehreinsätze in Afghanistan und in Mali, die Lage in Afrika und die Kooperation der EU mit Afrika, etc.). Thomas Bonschab und Robert Kappel geben eine Übersicht zum Thema „Deutschland im Strudel der Weltneuvermessung“. Neben ihrer Einordnung der Krisen und Problemlagen und der Folgen für Deutschland werden auch die Beiträge in der Blogreihe „Weltneuvermessung“ des Jahres 2021 kommentiert und auf die Position von Deutschland in der internationalen Politik bezogen. Die Suche nach einem neuen Standort für die deutsche Politik hat begonnen. Es finden sich in der Blogreihe bemerkenswerte Beiträge zu Afrika, zu China, zum Afghanistan-Desaster, zur Kooperation zwischen der EU und Afrika, zur globalen technologischen Dynamik und zur Digitalisierung, zum geplanten europäischen Lieferkettengesetz, zur Neugestaltung der internationalen Beziehungen aus europäischer Sicht, aber auch Lageberichte zu Tunesien und Äthiopien.
Professor Karl Wohlmuth hat zum Thema „Globale Technologieentwicklung und Afrikas digitale und technologische Aufholprozesse“ einen Beitrag geschrieben (Link: https://weltneuvermessung.wordpress.com/2021/06/08/globale-technologieentwicklung-und-afrikas-digitale-und-technologische-aufholprozesse/). Die Beschleunigung der technologischen Entwicklung wird immer schneller zum bestimmenden Faktor der internationalen Politik (für die Wettbewerbsfähigkeit, die Rüstungsindustrie, die globale Sicherheitsarchitektur, die Aufhol- und Nachholprozesse in der Weltwirtschaft, und für die globale Einkommens- und Vermögensverteilung).
Vgl. zu dem Beitrag von Thomas Bonschab und Robert Kappel vom 4. 1. 2022 mit dem Titel „Deutschland im Strudel der Weltneuvermessung“ den Link: https://weltneuvermessung.wordpress.com/2022/01/04/deutschland-im-strudel-der-weltneuvermessung/
Die Autoren formulieren das Ziel ihrer Neubewertung wie folgt: „Die politische und wirtschaftliche Neuvermessung der Welt schreitet immer schneller voran. China steigt weiter auf, die Vereinigten Staaten versuchen gegenzuhalten. Die Europäische Union (EU) kämpft um ihr Profil und muss sich den militärischen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen stellen. Aber der EU fehlt eine Geostrategie, die über die Betonung von Menschenrechten und europäischen Grundwerten hinausgeht. Ebenso fehlen konkrete Strategien, wie mit China, Russland, Indien und fragilen Staaten umgegangen werden soll. Auch die großen globalen Themen Armut und Beschäftigung stehen eher rhetorisch auf der Agenda, als dass wirklich neue Perspektiven geboten werden. Viele hehre Versprechen haben nur Vertrautes wiederholt und Vertrauen bei langjährigen internationalen Partnern in Frage gestellt. Gerade Deutschland hat durch viele Initiativen Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die mehr oder weniger ins Leere gelaufen sind: die industriepolitische Initiative und die Förderung von „Sprunginnovationen“ aus dem Wirtschaftsministerium nicht minder als die vielen „Sonderinitiativen“ des Entwicklungsministeriums. Selbst eine wohlwollende Gesamtbilanz würde nüchtern feststellen, wie ratlos Deutschland und die EU ihren Platz in einer sich verändernden globalen Machtkonstellation zu finden versuchen.“
Die militärische Intervention Russlands in der Ukraine vom 24. 2. 2022 hat die Lage für Deutschland und Europa weiter verkompliziert und zwingt zu ganz schnellen politischen Antworten auf die Bedrohungen, Abhängigkeiten, und das Infragestellen unserer Wertebasis. Ganz entscheidend wird sein, wie es aus deutscher und europäischer Sicht mit den wichtigen globalen öffentlichen Gütern und mit dem UN-System weitergeht (Sicherheit, Menschenrechte, Klimapolitik und Energieversorgung, Entwicklung, und Überwindung der Ungleichheit). Insbesondere die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen werden durch die militärische Aggression von Russland massiv beeinträchtigt.
Gewaltige Veränderungen bringt der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine für Afrika. In einem Blog analysiert Professor Robert Kappel die Folgen des Krieges für Afrika (vgl. den Link: https://weltneuvermessung.wordpress.com/2022/03/15/russland-und-afrika-der-uberfall-auf-die-ukraine-fuhrt-zur-nachsten-groskrise/). Professor Robert Kappel schreibt: Die Folgen für Afrika werden so gravierend sein, dass Russland für die afrikanischen Länder kaum wieder zu einem Wirtschaftspartner von Bedeutung werden wird. Der Pandemie und der Klimakrise folgen Hungerkrisen; eine weitere Verarmung von sozialen Schichten in Afrika ist absehbar. Aber auch Russland und die Ukraine werden lange brauchen, bis sie sich von den Kriegsfolgen wieder erholen können. Afrikanische Länder, die ihren Agrarsektor stark vernachlässigten und vor allem auf Rohstoffgewinnung setzten, werden besonders betroffen sein.
Welche Effekte hatte die COVID 19-Krise für Afrika? Welche Länder in Afrika sind besonders betroffen? Wie kann die Wirtschaftskrise in Afrika überwunden werden, die mit Angebots- und Nachfrageschocks, mit Lockdowns und mit persönlichen Schutzmaßnahmen verbunden war? Welche Sektoren der Wirtschaft tragen nun zum Wirtschaftsaufschwung bei? Kann Afrika die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone für eine neue Strategie nach COVID 19 nutzen? Diese und weitere Fragen werden von Professor Karl Wohlmuth im Rahmen von 12 Lektionen diskutiert. Die Lehren, die sich aus der COVID 19-Krise ergeben, weisen in eine Zukunft für Afrika, die dem Gesundheitssystem neue Impulse gibt, den informellen Sektor in produktive Wertschöpfungsketten integriert, die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone für einen intensiveren innerafrikanischen Austausch von Basis-Konsum- und Investitionsgütern, aber auch von hochwertigen Gütern und Dienstleistungen nutzt, und über ein afrikanisches Netz von Instituten der Spitzenforschung auch Beiträge zur Überwindung von Epidemien und Pandemien erbringen kann.
Der Blog basiert auf den Inhalten einer Tagung, die in Bremen stattfand und die Lektionen aus der Corona- und Wirtschaftskrise für den Globalen Süden thematisierte (vgl. dazu den Blog: Wohlmuth-12 Lektionen). Die Links zur Präsentation (Langfassung und Kurzfassung) von Professor Wohlmuth bei dieser Tagung im Dezember 2021, ausgerichtet vom BeN (Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e. V.), finden sich im Anhang zum Blog. Im Rahmen von kleinen Fallstudien werden im Blog einige Lektionen für Afrika konkretisiert. Eine längere Studie zum Thema wird für die Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium des IWIM erarbeitet.
Mit dem Thema haben sich auch andere Institute beschäftigt; dazu einige Hinweise:
DIE/Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 02.04.2020, Michael Roll, Die aktuelle Kolumne 2020, Was wir in der Corona-Krise von und über Afrika lernen können; Link: https://www.die-gdi.de/die-aktuelle-kolumne/article/was-wir-in-der-corona-krise-von-und-ueber-afrika-lernen-koennen/; Hrsg.: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne vom 02.04.2020. Vgl. auch die Vielzahl der dort erwähnten anderen Berichte aus der Sonderreihe zur Corona-Pandemie.
DW/Deutsche Welle, 17/1/2022, Düstere Aussichten für Afrikas Wirtschaft; Link: https://www.dw.com/de/d%C3%BCstere-aussichten-f%C3%BCr-afrikas-wirtschaft/a-60431448; Unsicherheiten, wie es mit Corona, den Staatsschulden, der Inflation, der wachsenden Ungleichheit zwischen Arm und Reich, den innerafrikanischen Konflikten, und nun auch noch wie es mit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine weitergeht und welche Auswirkungen sich für die Nahrungsmittelpreise ergeben werden, verdüstern weiter die Aussichten für Afrika.
Die Wirtschaftsprofessoren Axel Sell und Karl Wohlmuth haben unmittelbar nach dem Beginn des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine am 24. 2. 2022 einen Blog zu den Kooperationen des IWIM im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft mit ukrainischen Universitäten verfasst (vgl. die PDF: Ukraine – Kooperationen). Jeden Tag gibt es neue Horrorzahlen zu den Kriegsschäden – viele Tote (Zivilisten und Soldaten, auch viele Kinder), viele Verwundete, hohe materielle Schäden an der zivilen Infrastruktur (Straßen und Brücken, Wohnhäuser, Fabriken für zivile Produkte, und Lager für Getreidevorräte). Die Zerstörung von Kirchen, Schulen, Krankenhäusern, Behindertenheimen, Altenheimen und Pflegeeinrichtungen, Kindertagesstätten und Freizeitheimen, und von Theatergebäuden und Museen findet in großem Umfang statt. Auch Attacken auf Atomkraftwerke wurden in der Ukraine durchgeführt. Die Verwendung von Vakuumbomben, Phosphorbomben und von Bomben mit Streumunition durch den Aggressor wird als Kriegsverbrechen angesehen, da die Zivilbevölkerung unmittelbar betroffen ist.
Nach Schätzungen internationaler und nationaler Stellen sowie der EU wurden bisher (bis Ende März 2022) materielle Schäden im Umfang von etwa 600 Mrd. Euro in der Ukraine angerichtet (vgl. den Link: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ukraine-rechnet-mit-grossen-kriegsschaeden-fuer-die-heimische-wirtschaft-17880906.html). Die hohen Schäden haben auch mit der Bombardierung von Städten mit hoher wirtschaftlichen Bedeutung für die Ukraine wie Kiew, Charkiw und Mariupol zu tun. Die Kriegsschäden werden international dokumentiert, um später Reparationszahlungen und Wiedergutmachungsleistungen einzufordern. So wird vorgeschlagen, die russischen Auslandsguthaben für Reparationen zu nutzen (vgl. den Link: https://www.welt.de/debatte/article237597311/Moskaus-Auslandsguthaben-sollten-Reparationen-fuer-die-Ukraine-werden.html). Auch die Vermögen von Oligarchen sollen dafür herangezogen werden. Die ukrainische Regierung hat solche Forderungen schon gestellt, und Voten bzw. Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag stützen diese Forderungen.
Die Vereinten Nationen haben in der Resolution der Generalversammlung vom 1. März 2022 (vgl.: UN General Assembly Ukraine) die Aggression von Russland gegen die Ukraine mit überwältigender Mehrheit verurteilt. Eine zweite Resolution Humanitarian consequences of the aggression against Ukraine wurde ebenfalls mit überwältigender Mehrheit angenommen (vgl. den Link: https://news.un.org/en/story/2022/03/1114632). Von verschiedenen Seiten (Internationaler Gerichtshof, UN-Menschenrechtsrat, Europarat, Amnesty International, Ukrainische Regierung, EU, USA) werden die Kriegsverbrechen des Aggressors dokumentiert, um später Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit juristisch zu ahnden.
Die Kriegsfolgen werden für die ganze Welt überaus gravierend sein, wenn - wie der IWF feststellt - der Krieg die weltweite wirtschaftliche und geopolitische Ordnung grundlegend verändert, wenn sich der Energiehandel verschiebt, wenn sich Lieferketten verändern, wenn Zahlungsnetzwerke zerfallen und wenn Länder neu über ihre Währungsreserven nachdenken werden (vgl. den Link: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ukraine-rechnet-mit-grossen-kriegsschaeden-fuer-die-heimische-wirtschaft-17880906.html). Dazu kommen aber auch die enormen Kosten für die Ausweitung und die Umstrukturierung des globalen Rüstungssektors sowie die Folgen der Einführung einer Kriegswirtschaft in Russland und in der Ukraine. Durch die Kriegswirtschaft wird produktives Kapital zerstört und Sach- und Humankapital werden von produktiven Sektoren abgelenkt; die Außenwirtschaft wird massiv beeinträchtigt.
Auch die Folgen für Afrika und andere Entwicklungsländer werden überaus dramatisch sein, denn die steigenden Nahrungsmittel- und Energiepreise belasten diese Länder besonders stark (vgl. den Link: https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/afrika-ukraine-101.html). Globale Investoren, auch Direktinvestoren, werden angesichts der gewachsenen ökonomischen Unsicherheiten noch vorsichtiger agieren; auch dies wird Afrika und die Entwicklungsländer besonders betreffen. Dazu kommt noch die erwartbare bzw. schon vollzogene Verschiebung der Finanzströme von IWF, Weltbank und anderen internationalen Organisationen hin zur Ukraine und zu betroffenen Nachbarländern und weg von Afrika und den Entwicklungsländern (vgl. die Links zu diesen Veränderungen bei den Finanzströmen: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/iwf-weltbank-ukraine-hilfe-101.html, und: https://www.imf.org/en/News/Articles/2022/03/17/pr2280-joint-statement-heads-ifis-programs-ukraine-neighboring-countries). Nicht übersehen werden dürfen die Folgen des Krieges für die Bekämpfung der Klimakrise und der COVID 19-Krise. Auch mit diesem Krieg geht eine Flüchtlingswelle einher, die bei 4 - 10 Millionen Flüchtlingen die Infrastruktur in den Aufnahmeländern übermäßig belasten wird. Die direkten Folgen des Krieges für Russland und die Ukraine und die Maßnahmen der OECD-Länder, um vom Gas, vom Öl und von der Kohle Russlands schnell unabhängiger zu werden, beeinträchtigen zudem eine planvolle globale Energiewende und verhindern eine schnelle Bekämpfung der globalen Klimakrise. Es wird Jahre dauern, bis diese Effekte kompensiert werden können.
Das Bremer entwicklungspolitische Netzwerk e. V. (BeN) veranstaltete in Kooperation mit dem Afrika Netzwerk Bremen (ANB) und dem Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) am 1. Dezember 2021 eine Tagung zum Thema “Lehren aus der Corona- und Wirtschaftskrise für die nachhaltige Entwicklung im Globalen Süden“. Das Programm (vgl.: PDF Tagung Lehren aus der Corona-Pandemie) beinhaltete Vorträge zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele und zum Zustand der Globalen Gesundheitspolitik, aber auch Vorträge zu den Auswirkungen auf und Lektionen für den lateinamerikanischen Kontinent und für den afrikanischen Kontinent. Der Bremer Entwicklungsökonom Professor Karl Wohlmuth referierte über die „Lektionen aus der Corona- und Wirtschaftskrise für den afrikanischen Kontinent“. In drei Arbeitsgruppen wurden dann spezifische Themen der Krise diskutiert. Dann folgte eine Podiumsdiskussion mit dem Thema, wie die deutsche Entwicklungspolitik in dieser Zeit wirksamer gestaltet werden kann (vgl. zu der Online-Tagung auch: https://ben-bremen.de/news/lehren-aus-der-corona-und-wirtschaftskrise-fuer-die-nachhaltige-entwicklung-im-globalen-sueden/). In Bremen gibt es viele Vereine und Initiativen, die sich bei der Corona-Soforthilfe engagieren (vgl. dazu den Bericht: https://ben-bremen.de/wp-content/uploads/2022/03/FINAL_Corona-Soforthilfe-Bericht-extra-klein.pdf).
Der Bremer Professor Karl Wohlmuth ging in seiner Präsentation auf zwölf Lehren ein, die sich für Afrika abzeichnen (vgl. die Langfassung der Präsentation - Wohlmuth-Corona-Lehren Afrika-10-2021 - und die Kurzfassung der Präsentation – Kurzversion-Wohlmuth-Corona-Lehren Afrika-11-2021). Die zwölf Lehren für Afrika bedeuten, dass die globale und die regionale Gesundheits- und Wirtschaftspolitik dringend umgestellt werden müssen, dass nationale und regionale Strategien der Entwicklung des Gesundheitssektors in Afrika höhere Priorität haben müssen und viel besser koordiniert werden müssen, dass die pharmazeutische Industrie und die Industrie für medizinische Hilfsmittel und Ausrüstungen in Afrika regional gefördert werden müssen und sich aus diversen Abhängigkeiten von OECD-Ländern und Schwellenländern wie China und Indien befreien müssen, dass die personelle Ausstattung der lokalen Gesundheitsdienste in Afrika verbessert werden müssen und wichtige Akteure näher bei den ländlichen und städtischen Haushalten agieren müssen, und dass schließlich die exzellenten Forschungen in Afrika in den Bereichen Diagnose, Therapie und Impfstoffentwicklung sehr stark intensiviert werden müssen. In einem Blog geht der Bremer Afrikaexperte Karl Wohlmuth auf die zwölf Lehren für Afrika näher ein.
Im Rahmen der Research Group on African Development Perspectives Bremen wird das Thema wissenschaftlich von unseren Kooperationspartnern weiter untersucht, und Ergebnisse der Forschung werden in den Ausgaben des African Development Perspectives Yearbook und in anderen Publikationsreihen des IWIM veröffentlicht. Im Band 23 des African Development Perspectives Yearbook (für 2022/2023), der in Kürze fertiggestellt wird, finden sich relevante Beiträge zu Nigeria und zu Südafrika. Professor Samia Nour von der Khartoum University im Sudan hat wichtige wissenschaftliche Arbeiten zu den ökonomischen Auswirkungen von COVID-19 auf die Haushalte und Unternehmen im Sudan vorgelegt (vgl. dazu: First Draft - The Impact of COVID-19 und Sudan Final Revised Draft - The Impact of COVID-19); sie wird demnächst auch eine Kurzfassung für die SERG Discussion Papers des IWIM verfassen. Die Daten zu den Analysen beziehen sich auf drei Erhebungen. Für die erste und zweite Welle von COVID-19 im Sudan wurde auf den ERF COVID MENA Monitor Survey (April bis August 2021) Bezug genommen; auf Erhebungen für die erste Welle von COVID-19 beruht der World Bank Sudan Households COVID-19 Survey (für 2020). Beide Datengrundlagen und die Auswertung durch Professor Samia Nour ermöglichen es, fein abgestimmte Politikempfehlungen zu geben, die zur Existenzsicherung von Unternehmen und Haushalten beitragen können.
Die Universität Bremen - Standort
Quelle: Universität Bremen
Das Festprogramm – 50 Jahre Universität Bremen
Zugang: https://mobile.twitter.com/unibremen50
Quelle: Universität Bremen
Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft feiert ein Jubiläum - 50 Jahre Aufbau, Ausbau, Konsolidierung, und Weiteerentwicklung. Der Fachbereich hat eine eindrucksvolle und sehr informative Broschüre erstellt, die sich mit den Jahren der Gründung (1971 - 1975), des Aufbaus (1976 - 1990), des Ausbaus (1991 – 2000), der Konsolidierung (2001-2010), und des Wandels (2011-2020) befasst und auch eine Perspektive für die Zukunft angibt (2021-). Die Zusammenschau dieser Perioden ist über den nachfolgenden Link zugänglich: https://blogs.uni-bremen.de/50jahrewiwi/. Es finden sich in dieser Festschrift des Fachbereichs wichtige Informationen über Personen, Prinzipien, Programme, Studienbedingungen, Inhalte, Strukturen, Organisationsprinzipen, und auch persönliche Stellungnahmen von Kolleginnen und Kollegen.
Die Festschrift des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft – 50 Jahre (1971 - 2021)
Quelle: Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Auch der Wirtschaftsprofessor Karl Wohlmuth hat sich an den Arbeiten für die Festschrift beteiligt (vgl. seine Stellungnahme: https://blogs.uni-bremen.de/50jahrewiwi/aufbau/). Professor Wohlmuth war von Anfang an in Bremen dabei (seit 9/1971). Er gehörte zu der ersten Gruppe von Professoren, die direkt vom Gesamtsenat der Freien Hansestadt Bremen berufen wurden. Neben Lehre und Forschung arbeitete der Professor in zahlreichen gesamtuniversitären Gremien der Selbstverwaltung mit (Forschungskommission, Promotionsausschuss, Forschungsunterkommission Kooperationsbereich Arbeiterkammer-Universität Bremen). Er war auch langjähriger Beauftragter der Universität Bremen im Inter-University Centre (IUC) Dubrovnik, Jugoslawien, und war gewähltes Mitglied von Berufungskommissionen verschiedener Fachbereiche.
In Bezug auf den Fachbereich Wirtschaftswissenschaft war Karl Wohlmuth Vorsitzender der Fachsektion Wirtschaftswissenschaft, stellvertretender Sprecher des Fachbereichs, Mitglied in Studienbereichs- und Fachbereichsräten, Mitglied in der Studiengangs-Kommission, Beauftragter für internationale Beziehungen, und Mitglied in zahlreichen Berufungskommissionen des Fachbereichs. Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft war Karl Wohlmuth maßgeblich am Aufbau des Integrierten Eingangsstudiums (Kurse A, B, C) beteiligt, wie auch bei der Ausgestaltung der Curricula für die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge. Zahlreiche weltwirtschaftliche, wirtschaftssystemvergleichende und entwicklungspolitische Lehrprojekte wurden von ihm geleitet. Federführend war er beim Aufbau der „Wissenschaftlichen Einheit Weltwirtschaft“ und beim Aufbau des IWIM (Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management) beteiligt. Auch den Studiengang MIER (Master International Economic Relations) durfte er mitgestalten. An mehreren Dritte-Welt-Studiengängen der Universität Bremen (SEPT, DENGO, Aufbaustudium Dritte Welt) beteiligte er sich mit großem Engagement; so konnte er die Verbindung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft mit diesen universitären Studiengängen gezielt fördern.
Der Wirtschaftsprofessor Karl Wohlmuth hat große Teile seines wissenschaftlichen Nachlasses an das Universitätsarchiv der Universität Bremen abgegeben. Seine Erinnerungen sind als Audio-Datei zu hören und können als schriftliches Dokument nachgelesen werden. Der Professor ist nach wie vor in der Forschung tätig und in der Universität noch regelmäßig anwesend. Nach wie vor gibt der Professor das African Development Perspectives Yearbook heraus, das er seit 1989 federführend betreut. Diese Open Access-Publikation wurde im Jahr 2019 anlässlich des 30-jährigen Jubiläums mit einer Festschrift gefeiert (Link: https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/4652?locale=de). Auch andere Publikationsreihen des IWIM (zur Sudanforschung, zur Globalisierung in der Weltwirtschaft, und die Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen) werden von ihm noch weiter maßgeblich betreut.